Herrchensuche

Skatrunden haben im allgemeinen den Nachteil, dass sie sich hinziehen, und dass in der Regel nicht sehr viel passiert. So war es auch an diesem Abend gewesen. Bis fünf Uhr morgens spielten wir. Mein Wohnzimmer sah deshalb dementsprechend aus. Die Aschenbecher quollen über, und leere Bierflaschen bevölkerten den Boden. Die Luft war, wie man so schön sagte, zum Schneiden, und aus diesem Grunde entschloss ich mich, nicht sofort zu Bett zu gehen, sondern zunächst einmal ein wenig frische Luft zu schnappen. Der Spaziergang gab meinen Lebensgeistern neuen Auftrieb, und ich verspürte einen kräftigen Appetit.

Als ich den Park verließ, fiel mir das Parkcaf ein, das hier in der Nähe lag und bekannt war für sein gutes Frühstück. Ich betrat das Lokal, bestellte und genoss das Frühstück, als ich plötzlich einen Hundekopf neben mir wahrnahm. Der Hund schien einen merkwürdigen Geschmack zu haben, denn zwischen seinen Zähnen befand sich ein Bierdeckel. Wir sahen uns in die Augen und ich gab ihm eine Scheibe Wurst: “Die schmeckt dir bestimmt besser als der Bierdeckel! Der Hund ließ daraufhin den Deckel fallen, nahm, wie es mir schien, dankbar die dargebotene Wurst entgegen und trottete davon.

“Wie oft habe ich dir schon das Betteln verboten“, vernahm ich eine leicht gereizte weibliche Stimme. Ich blickte auf, konnte aber aufgrund der Räumlichkeitnichts erkennen. Als ich im Begriff war, meine zweite Tasse Kaffee einzuschenken, sah ich einen Bierdeckel durch die Luft segeln. Was das zu bedeuten hatte, wurde mir klar, als der Hund an mir vorbeischnellte und den Bierdeckel noch in der Luft aufschnappte. Jetzt verstand ich und rief: “Komm her, Wuffi!“ Er kam sogleich zu mir, ich nahm ihm den Deckel aus dem Maul und warf ihn durch die Luft mit den Worten: “Fang ihn, Wuffi!“ “Der Hund heißt nicht Goofy, sondern Rex“, tönte es hinter der Ecke hervor. “Komm jetzt her, Rex“, wandte sich die interessant klingende weibliche Stimme dem Hund zu.

Rex hatte offensichtlich keine Lust, dem Befehl Folge zu leisten. Er kam auf mich zu, um das Spiel fortzusetzen. Daraufhin erschien sogleich leicht erbost seine Besitzerin. “Kommst du jetzt hierher!“ “Lassen Sie ihn doch, mich stört es nicht weiter.“ “Aber mich; Rex du sollst doch nicht immer fremdeln.“ Diesen Ausdruck hatte ich wahrlich noch nicht gehört, und ich machte sie darauf aufmerksam. Doch sie hatte kein Interesse an einem Gespräch und bemerkte nur abweisend: “Der war ja auch nicht für Sie bestimmt.“Ich frühstückte zu Ende, bezahlte und ging. Nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass der Hund mir gefolgt war und an meiner Seite dahertrottete.

Was blieb mir anderes übrig, als noch einmal umzukehren, um Rex seiner Herrin zurückzubringen, da er meiner mündlichen Aufforderung, dies zu tun, nicht nachkam? Sie schaute etwas verwundert auf und legte die Zeitung beiseite. “Was wollen Sie denn schon wieder?“ “Ich wollte Ihnen nur Ihren Wuffi zurückbringen“, entgegnete ich etwas mas-siver. Ihre Verwunderung wuchs offensichtlich. Hatte sie nicht bemerkt, dass Rex mir gefolgt war? “Das hat er ja noch nie gemacht!“ “Der Hund scheint mir etwas entgegenkommender zu sein als Sie.“ “Setzen Sie sich doch“, wurde sie plötzlich freundlicher. Sie legte ihre Zeitung erneut beiseite und entschuldigte sich bei mir für ihr rüdes Verhalten.

“Ich habe nämlich die Nachtschicht hinter mir.“ “Da haben wir ja etwas gemeinsam“, nahm ich den Faden sofort auf und meinte, “ich auch.“ “Sie sehen mir aber eher nach einer feuchtfröhlichen Nacht aus, wogegen ich im Krankenhaus nicht zur Ruhe kam.“So entwickelte sich langsam ein Gespräch, und ich erzählte ihr, dass ich neu in Berlin sei. Und so bot sie mir sogleich an, da wir sowieso ein Stück gemeinsamen Weges hatten, mir ein wenig die Umgebung zu zeigen. Am meisten amüsierte sie sich, als wir beim Denkmal Turnvater Jahns ankamen.

“Das würde Ihnen vielleicht auch ganz guttun“, bemerkte sie schnippisch. “Das haben wir gleich“, versuchte ich mich zu beweisen und machte eine harte Landung bei dem Versuch, elegant über eine Mauer zu springen. “Da habe ich schon Besseres gesehen“, bemerkte sie lächelnd. Als sie jedoch mein schmerzunterdrücktes Gesicht sah – eine schau spielerische Glanzleistung meinerseits – steuerte sie sogleich auf mich zu. Der Hund hatte mich aber durchschaut, bellte und sprang freudig umher.

“Sie haben sich doch nicht etwa weh getan?“ fragte sie ironisch. “Ich glaube, das Bein ist gebrochen!“ trieb ich das Spiel auf die Spitze. Sie wollte sich selbst davon überzeugen und kam näher. Sobald sie in meinerReich-weite war, zog ich sie zu mir herunter. “Das Bein ist wohl in Ordnung, aber Ihr Kopf scheint mir etwas abbekommen zu haben“, meinte sie abwehrend und zog sich zurück. “Ich dachte, wir wollten Sport treiben“, sagte ich. “Meinen Sie nicht, dass es dafür etwas zu kalt ist?“ Da blieb mir nichts anderes mehr übrig, als aufzustehen und den Weg fortzusetzen. Durch dieses Intermezzo hatte sich allerdings unser Verhältnis etwas gelöst, wir konnten lockerer miteinander umgehen und stellten fest, dass wir im Grunde ähnliche Lebensauffassungen hatten.

Nachdem wir den Park verlassen hatten, dauerte es nicht mehr lange, und wir standen vor meiner Wohnung. “Hier wohne ich, im ersten Stock links.“ “Ist ja toll, ich wohne drei Häuser weiter, vielleicht sieht man sich gelegentlich noch einmal. Es war ein netter Spaziergang.“ Danach drehte sie sich um und verschwand im Bäckerladen ein Haus weiter. Auch ich fand die Begegnung mit ihr sehr angenehm und freute mich auf ein baldiges Wiedersehen. Verträumt stieg ich die Treppen hinauf und bemerkte nicht, dass Rex mir gefolgt war. “Was willst du denn hier? Na, komm rein. In der Küche habe ich noch ein paar Knochen für dich.“Es dauerte nicht lange und es klingelte.

Margot stand da und fragte nach Rex. “Komm rein, der Herr frühstückt gerade.“ “Machst du das immer so, dass du Hunde entführst?“ entfuhr ihr es wieder leicht gereizt. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich ihr die Situation erklärt hatte. “Ja, wenn das so ist, dann kannst du mir ja auch gleich etwas anbieten. Sagen wir Campari, wenn es dem Herrn nichts ausmacht“, meinte sie forsch. Dadie Küche und das Wohnzimmer von der gestrigen Feier ziemlich mitgenommen waren, blieb nur noch das Schlafzimmer. Ich machte sie darauf aufmerksam und versprach ihr, ganz artig zu bleiben. Auch Rex folgte uns, und ich merkte, wie er sich zunehmend bei mir wohlfühlte. Nicht nur dem Hund ging es so, sondern auch ihr Blick wurde zunehmend verträumter. Fast wie in Hypnose begab sie sich zum Bett, während Rex zurück in die Küche ging und die Kotelettknochen verschlang.

Wie ich sie so daliegen sah, überkam es mich einfach, und ich drückte ihr einen freundschaftlichen Gutemorgenkuss auf ihren sanften Mund. Ich hatte eine Zurückweisung erwartet, so dass mich ihre intimer werdende Antwort vollkommen überwältigte. Ihr Glas fiel zu Boden, und die dadurch freigewordene Hand ertastete den Erfolg ihres Zungenspiels: Sie fuhr über mein auf Sturm stehendes Liebesbarometer. “Bevor deine Schneiderin weitere Arbeit bekommt“, flüsterte sie mir zu, und schon machte es “zip“, und mein Barometer konnte ungehindert weiter ansteigen. Eine derartige Behandlung konnte ich nur gleichartig beantworten.

Sie hatte es erwartet und unterstützte mein Handeln so gut es ging. Im Nu fiel ihr Kleid zu Boden, und andere, intimere Kleidungsstücke folgten, bis sie mir hüllenlos ausgeliefert war. Ihr braungebrannter Körper erstrahlte kupfern in der aufgehenden Morgensonne. Während ihr Mund an meiner mächtigen Eiche knabberte, suchte ich in ihrem feuchten Moos Labung. Ihr sich langsam erhitzender Körper bebte und wand sich unter mir wie ein Fisch im Netz. Wir forderten uns gegenseitig.

Plötzlich befreite sie sich aus meinen Armen und legte sich, geschmeidig die Stellung wechselnd, auf mich. Rittlings auf mir sitzend, pflanzte sie die Eiche in ihr zartes Moos. “Den Baum fälle ich heute auch noch“, meinte sie beglückt, und ihr Ritt entwickelte sich zu einem Sturm. Dabei verwandelte sich ihr Stöhnen immer mehr in ein Crescendo der Lust. Zunehmend verengte sich rhythmisch ihr Waldpfad, bis mein angestautes Gewitter zur Entladung kam. Der Ohnmacht nahe sanken wir bleiern in die Fülle der Kissen.

Stunden später weckte mich ein pelziges Kribbeln. Ich schlug die Augen auf und bemerkte, dass sich Rex klammheimlich zu uns gesellt hatte. “Oha“, meinte ich darauf, drehte mich um, sah Margot an und fragte sie: “Der ist doch nicht etwa eifersüchtig?“ “Nein“, meinte sie schelmisch, “der fremdelt halt so gern wie ich, vorausgesetzt, wir treffen auf den Richtigen. Gell, Rex?“ Dann streichelte sie den Hund mit der Rechten und küsste mich dabei innig. “Wau, wau“, kommentierte Rex, was sich so anhörte wie: “Ich hab ein neues Herrchen gefunden!“



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